Tag-Archiv | Stadtplanung

Bleibt die Logistik auf der Strecke…?

Verkehr Schweiz

Gestern hatten wir die Freude an der Mobilitätskonferenz 2025 des Tagesanzeiger teilzunehmen und im Panel „Städtische Mobilität“ mitzudiskutieren.

Klar wurde durch die Panels des Tages und die Studie des GDI zum Thema Mobilität 2025:

– der Verkehr wird dramatisch ansteigen (ÖV etwa um 30% bis 2025)

– Mobilität ist zu günstig

– Mobilität soll individueller und flexibler werden

– Politik, Firmen und private Personen müssen alle an einem Strang ziehen, um das drohende Verkehrschaos bewältigen zu können

Regulierung durch Mobilitätspreise, Home-Office Möglichkeiten und flexible Arbeitszeiten, Urbanisierung, durchmischte Zonen mit Einkaufen, Freizeitangebot und Arbeitsmöglichkeiten nah beieinander sind alles Ansätze, die in die richtige Richtung führen.

Die Versorgung wurde vergessen

Uns wundert nur, dass kein einziges Mal das Wort Versorgung, Logistik oder Lieferungen angesprochen wurde. Mobilität wurde am Anlass einzig und allein als Personenmobilität verstanden. Dabei ist die Definition des Begriffs laut rundum-mobil.ch:

Der Begriff «Mobilität» greift weiter und bezeichnet  die Beweglichkeit von Personen und Gütern in einem geographischen Raum.

Dass auch der Güterverkehr in den nächsten 30 Jahren um bis zu 70% steigen soll und ebenso seinen Platz auf Strassen und Schienen benötigt, die heute schon am Limit sind, scheint vergessen worden zu sein. Dabei ist klar: die zusätzliche Belastung durch Lieferungen und Güter wird die Verkehrs- und Umweltprobleme nur noch wesentlich verschärfen und verlangt viele weitere Massnahmen.

Wir fänden es toll, wenn die nächste Konferenz sich vielleicht nur um Versorgung, Lieferungen und City Logistik dreht… Denn auch die Logistik muss Teil der Diskussion sein, wenn wir die Versorgung und Lebensqualität unserer immer weiter wachsenden Städte und Bevölkerung sicherstellen wollen.

Logistik 2030?

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Mobilität ist Lebensgefühl

Mobilität ist selbstverständlich geworden. Dabei konnte sich vor erst vor hundert Jahren der Normalbürger weder Flugreisen noch ein Auto für den Privatgebrauch leisten.

Heute dagegen fährt jeder Schweizer Bürger im Durchschnitt 37.3km pro Tag, 98 Minuten pro Tag und legt im Jahr etwa 19.000km zurück!

ZVV - 90 mal im Jahr zum Mond

Astronomische Fahrtstrecken – Der ZVV fährt jährlich 90mal „bis zum Mond“

Nur 20 Tage ohne Stau

Leider wirds bisweilen auf den Strassen ungemütlich! Nur um Zürich herum sind die grossen Umfahrungen fast täglich verstopft. 2012 wurden beim Gubrist Tunnel und auf der Nordumfahrung nur 20 staufreie Tage verzeichnet.

Auch auf der Schiene sieht es nicht besser aus. Allein der Schienengüterverkehr soll bis 2030 um bis zu 70% zunemen sagt der Bundesrat.

Link zur SRF Reportage

Wo sollen denn all die Autos, Laster und Container hin

Um die Strassenbelastung zu reduzieren, müssen neue Lösungen gefunden werden. Hier ein paar davon:

1. Neue Wege schaffen: CargoTube

Da Strasse und Schiene zunehmend an Ihre Grenzen stossen, soll das CargoTube eine Alternative unter der Erde schaffen. „Cargo sous terrain“ soll mit einem effizienten, unterirdischen Transportnetzwerk für Güterpaletten, aber auch für Medien und Energie, die Verkehrsnetze entlasten und eine zuverlässige Versorgung sicherstellen. Dieses riesige Infrastruktur Projekt ist leider erst noch in der Machbarkeitsstudie, sollte aber unbedingt verfolgt werden. Mehr Informationen unter: http://www.cargotube.ch

cargotube

Tunnel

2. Stosszeiten verringern: Flexible Arbeitszeiten

Was heute bereits als „Home-Office Day“ zelebriert wird, wird vielleicht noch stärker kommen in der Zukunft. Flexible Arbeitszeiten, Home-Office Tage können die Rush-Hour sicherlich etwas abschwächen.

Natürlich ist das nicht für jede Branche und jeden Job möglich.

3. Wege verkürzen: Gemischte Städte planen

Wäre der richtige Laden, die Schule oder das Sportzentrum immer direkt um die Ecke wäre das Fahren oder Laufen einfacher zu bewältigen. Darum ist auch eines der Ziele des der Arbeitsgruppe „Zukunft Urbane Mobilität„, Städte und Quartiere gut zu durchmischen. So bleiben die Wege kürzer.

4. Alternative Mobilitäts und Lieferoptionen

Multimodal ist das Buzz-Word der Stunde. So soll man verschiedene Abschnitte seiner Reise mit den jeweils besten Mobilitätsoptionen zurücklegen können.

So z.B. den kurzen Weg zum nächsten Bahnhof mit dem Velo oder Auto, den langen Streckenteil mit der Bahn und das letzte Stück dann mit dem Bus oder Mobility Car-Sharing. Hier tut sich einiges… Mittlerweile gibt es in den meisten grossen Städten öffentliche Velostationen, wie PubliBike der Post, CarSharing Möglichkeiten von Mobility und Park+Ride Angebote der Bahn. Auch gibt es immer mehr Initiativen, die versuchen die verschiedenen Mobilitätsangebote sichtbar zu machen und zu vernetzen. Ein Beispiel aus Österreich ist http://www.anachb.at/. Ein deutsches Beispiel ist http://www.moovel.com

Multimodal solls natürlich auch in der Logistik laufen. Das Konzept der City-Logistik setzt sich zum Ziel, Hubs als Lieferpunkte am Rande von Städten zu etablieren. Von dort können dann kleinere Fahrzeuge (oder vielleicht irgendwann BringBees) die Auslieferung auf der letzten Meile übernehmen.

5. Besseres Ausnutzen von bestehenden Kapazitäten

Zu guter letzt sei natürlich noch das effizientere Ausnutzen von ungenutzten Kapazitäten aufgezählt. Ob Mitfahrzentrale oder Mitbringservice, wie BringBee! Der grösste Teil aller Transportkapazitäten bleibt leer. So ist der Standardbesetzungsgrad in Autos nur bei etwa 1.2 Personen. Bei steigendem Druck auf die Strasse und wachsenden Mobilitätskosten, ist absehbar, dass auch die Bereitschaft seine Mobilität zu teilen weiter wachsen oder sogar institutionalisiert werden wird.

Erste Firmen versuchen Ihre Mitarbeiter bereits gezielt zu motivieren Fahrgemeinschaften zu bilden. Tools TwoGo von SAP sollen dabei helfen, Mitarbeiter mit ähnlichen Fahrwegen zueinander zu bringen.

Wir sind gespannt, wie sich der Trend weiter fortsetzt und unsere Mobilität verändert.

BringBee poolt heute bereits Kapazitäten für Heimlieferungen von Einkäufen

BringBee poolt heute bereits Kapazitäten für Heimlieferungen von Einkäufen

Weitere Links:

Wer noch mehr Ideen bekommen möchte, was man alles gegen den Verkehrsinfarkt machen kann –> Schlussbereicht „Zukunft Urbane Mobilität“ http://www.zukunft-urbane-mobilitaet.ch/pdf/sustainserv_ZUM_Schlussbericht_final_def.pdf